"Loss mer fiere" (= Lasst uns feiern)




Gestern am 11.11 war es wieder mal soweit. Der Karnevalsanfang lockte sämtliche Jecke aus allen Herren Länder zu uns. Es ist auch zu schön anzusehen, wenn normale Personen sich auf einmal in Cowboys, Indianer, Elfen und Co. verwandeln und Fremde Arm in Arm zusammenstehen und bei einem lecker Kölsch Karnevalslieder singen und selig zusammen
schunkeln, was ich super finde (Tja, das Singen konnte ich mir im Büro leider dann doch nicht verkneifen, meine Kollegin möge es mir verzeihen). Im Büro habe ich im Radio gehört, wie alle begeistert das "Viva Colonia" zusammensangen und gar nicht aufhören wollten damit. (Ja natürlich habe ich mitgesungen...). Aber leider bleibt es dann nicht so friedlich und idyllisch. Denn wenn tausende Menschen zusammenfinden und der Alkohol dann üppig fließt, da schwappt die Ausgelassenheit schon mal in Gewalt um. Im Radio teilte der Sprecher dann so gegen der Mittagszeit mit, dass die Polizei bis jetzt "nur zwei Schlägereien" schlichten musste. Wenn mich jemand fragt, sind das schon zwei zuviel... "Mut dat denn sin...?" Warum können wir nicht einfach zusammen feiern und alle bleiben friedlich. Gegen Nachmittag fuhr ich dann mit der Bahn zum Neumarkt. In der Bahn saßen sie und ließen unsere Stadt mit einen bierseligen "Kölle Alaaf" hochleben, was ja doch noch ganz nett ist. Aber ein Fahrgast, der auch schon etwas leicht über Gut und Böse stand, fühlte sich genötigt einen armen KVB-Mann anzupöbeln, was dieser mit sichtlicher verzweifelter Resignation hinnahm. Dann fühlte sich ein anderer dazu berufen, diesen wieder anzupöbeln. Sein Freund bekam den ganzen Spaß ja nicht mit, denn der schlief seinen Rausch aus. (Oh, das Erwachen muss übel gewesen sein...) Wie das Ganze denn ausgegangen ist, weiß ich nicht, denn dann bin ich ausgestiegen. Am Neumarkt war schon die Hölle los. Irgendwie liefen da massig Leute, sehr viele Jugendliche mit einer Flasche am Hals rum. Hmmm, ob das unbedingt zum Karneval und Feiern dazu gehört? Auf der Schildergasse war es eigentlich ganz friedlich. (Wenn man davon absieht, dass auf einer Rolltreppe Blut weggewischt werden musste) Schon lustig, wenn man Karnevalslieder draußen und im Kaufhaus selbst dann Weihnachtslieder hört und rockende Weihnachtsmänner sieht...). Auch bis Abends hielten die tapfersten Jecken aus, denn der Heumarkt war noch immer voller feiernder Menschen. Aber leider auch voller Müll und Scherben und mehrere Krankenwagen fuhren mit heulenden Sirenen, was ja immer drauf hinweist, dass vielleicht irgendwas nicht in Ordnung ist. Der Weg zur Straßenbahn war schon ein kleines Abenteuer und dann wurde die Bahn umgeleitet, weil drei Stationen gesperrt werden mussten. Warum? Weil es zu Prügeleien kam und mit Flaschen geworfen wurde....Dieses Problem wurde anscheinend nicht so schnell beseitigt, denn die Haltestellen Mauritiussteinweg, Zülpicher Platz und Dasseler Straße blieben Stunden gesperrt. Sehr schade... Der Karneval ist so jet schönes und wir möchten einfach nur zusammen feieren und vielleicht ein paar Freundschaften schließen.... Muss das denn wirklich so ausarten? Liegen Ausgelassenheit und Gewalt so dicht beieinander? Ich finde, es wäre wirklich schön, wenn wir alle zusammen sein und uns verstehen könnten, ohne diesen Stress.... Wie heißt es so schön in einen kölschen Lied.... "So sin mer all hier he jekomme, mer spreche hück die selve Sproch..... mer han so viel dadurch jewonne... dat ist jet wat mer stolz drup sin...(So sind wir alle hierher gekommen, wir sprechen heute die selbe Sprache... wir haben soviel dadurch gewonnen.... das ist etwas, wo wir drauf stolz sind) Und ist das nicht der Sinn von Karneval auszudrücken, das wir im Grunde genommen alle gleich sind? Also drum loss mer fiere aber ohne Gewalt bitte.....

Gruß aus dem jecken Kölle


@cocosgirl




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