Interview mit Sewarion Kirkitadse

„Es gibt kein Lampenfieber, ehr ein leichter Adrenalinschub, der anspornt“

„Richter Alexander Hold“, „K 11“

Sewarion Kirkitadse



„Richter Alexander Hold“ ist auf dem alten Sendeplatz mit bis zu 16 % in der Zielgruppe wieder Marktführer. Wird das im Team diskutiert?
Das wird natürlich im Team diskutiert, insbesondere dann, wenn die Quoten schlechter geworden sind. Wenn sie höher sind, freut man sich natürlich, und es motiviert auch. Das Team fühlt sich dadurch bestärkt, wird lockerer und freier, und man kann ein bisschen mehr experimentieren.

Haben Sie eine Vermutung, warum es jetzt wieder ansteigt?
Das ist sehr schwierig zu beurteilen. Ich bekomme die Resonanz tagtäglich mit; als Anwalt bin ich in vielen verschiedenen Städten unterwegs – sei es im bayerischen Raum oder in Norddeutschland – und habe bislang keine einzige negative Meinung gehört. Der Gipfel war, als sich ein Journalist, ein Gerichtsreporter der „Süddeutschen Zeitung“, in der Cafeteria neben mich setzte und erzählte, er habe gerade ein Buch mit dem Titel „Recht – was geht mich das an“ herausgegeben, das sich gut verkauft – und ich komme in dem Buch vor. Er hat einige Seiten über Gerichtsshows geschrieben und eine nette Passage über uns abgefasst.

2001 sind Sie zu „Alexander Hold“ und 2003 zu „K 11“ gekommen – wie war das damals?
Ich bin von der Produktionsgesellschaft angesprochen worden, ob ich nicht Lust habe, in der Sendung als Staatsanwalt mitzumachen. Nachdem wir einen Weg gefunden hatten, Kanzleiarbeit und Fernsehen miteinander zu verbinden, hat alles wunderbar geklappt. Das ist eine reine Frage der Organisation. Meine Sekretärinnen arbeiten mit den Verantwortlichen für die Dreharbeiten sehr gut zusammen und stimmen die einzelnen Drehtage fast mit einem sechs Wochen Vorlauf ab. Ich mache seit über 20 Jahren die Anwaltschaft, kenne die Richter sehr gut, und die sind kulant – wenn sich mal ein Drehtag mit einem Gerichtstermin überschneidet, haben sie Verständnis und die Verhandlung wird vertagt.

Bleibt überhaupt noch Zeit für Sie und Ihre Familie? Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Doch – zum Beispiel Samstag/Sonntag. Ich habe ein Haus in Kitzbühel, fahre sehr gern Ski. Und ich gehe gern mit Freunden aus.

Könnten Sie sich vorstellen, nur noch Fernsehen zu machen?
Diese Überlegung läuft parallel mit einem gewissen Alter: Ich möchte nicht mehr als Anwalt – wie ganz früher – samstags und sonntags arbeiten und das bis zwei Uhr nachts. Mir kamen die Fernsehgeschichten ganz recht, weil ich eine Mischung gefunden habe. Dadurch war ich auch gezwungen, einen gewissen zeitlichen Rahmen aus der Kanzlei herauszunehmen, um mir Luft zu verschaffen. Also, es wäre sozusagen eine Güter- oder Risikoabwägung...

Wie ist die Situation im Studio, vergessen Sie manchmal die Kamera?

Die Kamera wird überhaupt nicht mehr beachtet. Bei mir ist es so: Am Anfang, als ich mit der Kamera in Berührung kam, gab es durchaus spektakuläre Gerichtsfälle, bei denen man sehr viel mit der Presse zu tun hatte. Dann gab es TV München, wo man zu Nachrichtensendungen eingeladen wurde, um einen Kommentar abzugeben. Dann war ich ja auch mal bei der Konkurrenz, bei RTL, wo ich ab und zu einen Kommentar abgeben habe. Kurz gesagt – inzwischen ist es mir völlig egal, ob eine Kamera da ist oder nicht. Es gibt kein Lampenfieber, ehr ein leichter Adrenalinschub, der anspornt.

Sie sind in Planegg geboren und haben dann zunächst in Georgien, dem Heimatland Ihres Vaters, studiert. Was hat Sie dazu bewogen?
Ich war in den Ferien oft bei meinen Großeltern, ein Grund war auch, der Bundeswehr zu entkommen. Ich wollte gern ins Ausland, und Georgien hat sich angeboten. Die anderthalb bis zwei Jahre waren eine ganz tolle Zeit. Ich habe in Georgien Altphilologie studiert, konnte viel im Land herumreisen und viele Freunde gewinnen. Ich habe einen starken Kontakt zum Tbilissier Staatstheater, wo ich als Dolmetscher Mitglied bin. Dadurch bin ich ein bisschen in die Szene gerutscht und schließlich als Dolmetscher ans Düsseldorfer Schauspielhaus gekommen.

Dann waren Sie auch Außenhandelsbevollmächtigter...
Ja, das war zur Zeit des Umschwungs in der ehemaligen Sowjetunion. Weil ich viele Kontakte in Georgien hatte, hat man mich gebeten, mich um Verträge zu kümmern – das war eine große Ehre.

Halten Sie sich dort immer noch oft auf?
Leider aus zeitlichen Gründen nicht sehr oft. Aber ich habe im Jahr zwei-, dreimal das Bedürfnis, an einem langen Tisch in Georgien georgisches Essen zu genießen. Die Aufenthalte sind immer nur kurz, so um die drei Tage, aber das ist wie sechs Wochen Urlaub. Wenn ich eine zweite Heimat angeben müsste, wäre es natürlich Georgien.

Sie sind Jurist, Schwerpunkte Zivilrecht, Strafverteidigung, Familienrecht, aber Sie haben auch mit der Russenmafia und Themen wie Geldwäsche zu tun. Haben Sie keine Angst?
Wenn man in solchen Rechtsgebieten meistens als Verteidiger dieser Leute tätig ist, muss man natürlich weniger Angst haben als ein Richter oder Staatsanwalt.

Sind Sie und Ihre Familie schon mal bedroht worden?
Bis jetzt noch nicht.

2005 haben Sie einen Mord im Gerichtssaal verhindert. Ist das Alltag?

Nein, das ist keineswegs Alltag, das war schon eine außergewöhnliche Situation.

© Sat1 Presselounge, Meldung vom 22.03.2007
Interview: Anke Walter


 

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