Alexander Hold

„Aus meiner Sicht geht es darum, den Zuschauern gut erzählte Geschichten zu präsentieren“




Hand aufs Herz, Herr Hold, wie verdient man sein Geld leichter – als echter Richter oder als TV-Richter?
Wenn Sie einen Weg wissen, wie man ehrlich sein Geld wirklich leicht verdient, dann verraten Sie mir diesen doch bitte! Im Ernst: Beide Aufgaben sind mit viel Zeitaufwand, viel Verantwortung und für mich mit viel Freude an der Arbeit verbunden – und damit wird der Traum von der Leichtigkeit des Geldverdienens unwichtig.

Sie waren neun Jahre lang erst Staatsanwalt, dann Richter. Haben Sie manchmal Sehnsucht nach den echten Gerichtssälen?
Sehnsucht wäre übertrieben, aber ich bin darauf eingestellt, dass ich irgendwann wieder zur Justiz zurückkehre. Ich weiß jetzt schon, dass ich mich dann auf diese Aufgabe genauso freue wie jetzt jeden Tag auf meine Sendung.

In einem Interview mit der „teleschau“ sagten Sie im August 2004, Sie seien guten Mutes, mit Ihrer Sendung die magische Zahl 1000 zu erreichen. Glückwunsch, das haben Sie geschafft. Wie geht es weiter?
Ich bin überrascht, dass ich damals so frech war. Ich freue mich natürlich, dass ich es tatsächlich geschafft habe. Man ist ja in der Branche mit 1000 Sendungen ein richtiger Dinosaurier. Es geht auf jeden Fall spannend und erfolgreich weiter. Bei der Frage nach dem wie lange bin ich allerdings ganz entspannt.

Wie hat sich das Format seit dem Sendestart verändert?

Als wir auf Sendung gingen, begann ja die erste Blütezeit der Gerichtsshows. Es gab bei allen die Tendenz, die anderen zu übertrumpfen – dem konnte man sich nicht entziehen. Das bedeutete, jede Gerichtssendung versuchte, die spektakulärsten Fälle zu haben, mehr im Gerichtssaal passieren zu lassen. Interessanterweise habe ich den Eindruck, dass es bei meiner Sendung inzwischen in die andere Richtung geht. Wir brauchen nicht unbedingt Mord und Totschlag, es gibt auch so gut wie keine leicht bekleideten Zeugen, kaum Randale oder ähnliches. Aus meiner Sicht geht es viel mehr darum, den Zuschauern gut erzählte Geschichten zu präsentieren.

Ab 27.11.2006 wird es innerhalb des Magazins „Sat.1 am Mittag“ eine neue, feste Rubrik geben, die „Hold hat Recht“ heißt. Was erwartet die Zuschauer?
Ich stelle in meinem beruflichen Alltag immer wieder fest, dass es ganz viele Rechtsbereiche gibt, bei denen die Menschen mit ihrer Laiensichtweise völlig falsch liegen und sehr erstaunt sind, wenn man sie über die tatsächliche Rechtslage aufklärt. Und mit diesen falschen Ansichten wollen wir aufräumen. Ein klassisches Beispiel: Fast jeder, der aus einer Mietwohnung auszieht, meint, er müsse die Wände weiß streichen. Sie müssen aber gar nicht weiß sein und man muss auch nicht grundsätzlich streichen, sondern nur dann, wenn es fällig ist. Ein weiteres Beispiel ist die Meinung, man könne ein Restaurant ohne zu bezahlen verlassen, wenn man dreimal vergeblich um die Rechnung gebeten hat – das ist vollkommen falsch.

Welche Sendung sehen Sie selbst am liebsten im Fernsehen?

Es gibt einige Sendungen, die ich gern sähe, aber leider komme ich kaum dazu. Was ich relativ regelmäßig sehe, sind Fußball, politische Magazine und die Events in Sat.1.

Bekommen Sie neben Fanpost auch „Drohbriefe“?

Solche Briefe ist man als Staatsanwalt und Richter ja gewohnt, aber seitdem ich beim Fernsehen bin, habe ich keine Drohungen mehr, dafür umso mehr positive Briefe bekommen.

Sie sind vor einiger Zeit Vater geworden, wohnen im Allgäu und drehen vier Tage die Woche ¬mal in München, mal in Berlin. Wie bekommen Sie das alles unter einen Hut?
Leider nur ganz schwer. Ich bin an den Tagen, an denen ich meinen Sohn weder am Morgen noch Abend in einem wachen Zustand sehe, ganz traurig. Aber es geht irgendwie, meine Frau hat zum Glück sehr viel Verständnis, und der kleine Mann freut sich über jede Stunde, die ich da bin. Ich arbeite aber auch viel zu Hause am Schreibtisch und dann nehme ich es gern in Kauf, am späten Abend zu arbeiten, sodass ich tagsüber für die Familie Zeit habe.

Haben Sie auch Zeit nur für sich?
Leider sehr wenig. Meine Hobbys wie Rad fahren, Langlauf, Berg steigen usw. laufen alle auf Sparflamme. Aber ich versuche, ausgiebig Zeitungen zu lesen.


© Sat1-Presselounge, Meldung vom 23.11.2006
Foto:Sat.1/Elke Werner




 

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