Beweisstück
Richter Alexander Hold (mit Beisitzerinnen) verhandelt seit 2001 Verbrechen bei SAT.1

Privates Glück
Alexander Hold (43) und Ehefrau Michaela (30)

Er fällt seine urteile im Namen der Quote - Richter Alexander Hold (43), Deutschlands erfolgreichster TV-Jurist. Seit 2001 verhandelt er in seinem SAT.1-Gerichtssaal, und fast drei Millionen Zuschauer sind täglich dabei. Sogar Wiederholungen locken noch über zwei Millionen an den Bildschirm! Für seine Fernsehkarriere ließ sich der Richter, der mit Ehefrau Michaela (30) in der Nähe von München lebt, vom Staatsdienst beurlauben. FUNK UHR sprach mit ihm über negative Kritiken, tiefe Dekolletés und bizarre Gerichtsfälle.


Herr Hold, wie erklären Sie sich den Erfolg Ihrer Gerichtsshow?
Es ist spannende Unterhaltung - man kann mitraten, wer oder wie es war. Dazu kommt, dass jeder sein Rechtsverständnis überprüfen kann. Man sieht nicht nur das Verbrechen, sondern auch, wie die Justiz mit Tätern und Opfern umgeht und entscheidet.

Stehen Ihre Urteile im Drehbuch fest?
Nein. Ich habe mir als aller erstes in den Vertrag schreiben lassen, dass ich die richterliche Unabhängigkeit bewahre. Wir haben zwar für die Sendung einen "roten Faden", für die Entscheidung muss ich mich an kein Drehbuch halten. Ich fälle mein Urteil selbst. Und das tatsächlich nach dem letzten Wort des Angeklagten - wie man es auch als Richter bei der Justiz tut. Im Studio sind einige deswegen schon mal genervt - weil ich manchmal eben etwas Zeit für die Urteilsentscheidung brauche. Und Zeit ist Geld.....

Was halten Richter-Kollegen eigentlich von Ihrem Job bei SAT.1?
Ich bin sehr froh darüber, dass das bayrische Justizministerium das sehr positiv begleitet und sehr angetan davon ist, wie ich die Justiz im Fernsehen repräsentiere.

So wild, wie es da zugeht, mit tiefen Ausschnitten und Pöbeleien? Wird da nicht ein völlig falsches Bild vom Gerichtsalltag vermittelt?
Das mit den tiefen Dekolletés ist etwas, was ich auch nicht mag. Es wäre mir lieber, unsere Zeugen kämen so wie bei echten Verhandlungen. Prostituierte tragen da keine Arbeitskleidung, sondern eher Rollkragenpulli. Aber Fernsehen ist etwas Plakatives, und die Zuschauer wollen schnell erkennen, um was es geht. Diese Äußerlichkeiten haben aber nichts mit der Vorstellung von Recht und Gerechtigkeit zu tun.

Aber es gibt immer wieder Kritik. Staatsanwalt Rolf Bossi behauptet sogar, dass Gerichtsshows schädlich für die Justiz sind...
Was bei uns vorkommt, kann auch bei Gericht vorkommen. Natürlich bilden wir den Justiz-Alltag

nicht eins zu eins ab. Wenn wir am Nachmittag 20 Ladendiebstähle im Schnelldurchlauf verhandeln, wäre es schnell langweilig, und viele würden wegschalten. Ich habe noch kein Argument gefunden, warum Gerichtsshows schädlich sein sollen. Ich stelle eher fest, dass viele Menschen plötzlich mehr von Recht und Rechtsprechung verstehen und sich dafür interessieren.

Woran erkennen Sie das?
Wir bekommen oft Zuschriften von Zuschauern, die sich wundern, mit welchen modernen Methoden wir arbeiten. Oder dass es eine Opferbetreuung vor Gericht gibt. Das sind alles Dinge, die gemacht werden, aber die Justiz tut sich sehr schwer, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Deshalb sieht man dort unsere Gerichtsshows positiv.

Also unschuldig im Sinne der Anklage?
Ja. Denn es gibt im Fernsehen kaum einen Berufsstand, der so realitätsnah dargestellt wird wie die Justiz. Jeder Kommissar im Fernsehen hätte im echten Leben spätestens nach fünf Minuten ein Disziplinarverfahren am Hals. Oder fragen Sie mal Ärzte, wie die sich in Krankenhausserien dargestellt fühlen...

Sie verhandeln oft völlig skurrile Fälle. Kenn Sie die auch aus Ihrer Praxis?
Als ich voller Elan beim Fernsehen anfing, wollte ich Fälle aus meiner Zeit als Amtsrichter miteinbringen. Doch da hieß es immer: Das glaubt doch keiner, das ist viel zu abstrus! Ich habe die bizarrsten Fälle erlebt.

Da hätten wir gerne Beispiele....
Angeklagte, die mit einem Kasten Bier auf der Schulter reinkamen. Und dann war da der Mann, der mit seinem Hund erschien und mir weismachen wollte, der Vierbeiner wäre sein Verteidiger.

Hat sich Ihr Leben verändert seit Sie TV-Richter geworden sind?
Anfangs bekam ich Heiratsanträge und Liebesbriefe. Seitdem sich herumgesprochen hat, dass ich verheiratet bin, hat das aber nachgelassen ... (lach)

Bettina Plickert


© FUNK-UHR Nr. 29/2005
by Pega



 

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