Rechtsanwalt Ingo Lenßen ist ein Mann mit Geschmack und Stil in jeder Lebenslage. Ob er gerade Verbrecher jagt, vor Gericht Mandanten vertritt oder einfach mal eine kleine Spritztour mit seinem Auto macht. Wir konnten ihn spontan aus seinen Dreharbeiten reißen und mit der Aussicht auf wundschöne Oldtimer zum Interview locken

ir sind hier in einer Ausstellung über 100 Jahre automobile Rennsport-Geschichte. Du hast selbst einen Oldtimer. Woher kommt die Liebe zu alten Autos?
Ich habe nicht wirklich einen Oldtimer, sondern ein Automobil, das aussieht wie ein Oldtimer, aber ein Neuwagen ist.

Also ein Nachbau.
Es ist kein Nachbau, es ist ein Auto einer deutschen Firma, die heute Autos im alten Look baut, aber mit modernster Technik. Mein Wissmann ist also ein Neuwagen, der aber aussieht wie ein Oldtimer. Das war für mich auch der Grund, dieses Auto zu kaufen, denn ich habe einen Hang zu alten Wagen, brauche aber einen, der täglich funktioniert.

Inwiefern sehen alte Autos besser aus als neue?
Ich finde, dass diese alten Wagen, wie wir sie hier gerade in der Ausstellung sehen, viel mehr Charme haben als neue. Es gibt zwar auch einige neue Autos - und ich glaube die Tendenz geht jetzt auch wieder mehr in diese Richtung - die auch wieder etwas wärmer und individueller aussehen, als es vor kurzem noch der Fall war. Aber die alten Fahrzeuge haben einfach eine individuellere Charakteristik.

Hast du schon als Kind ein Auto gehabt, von dem du gesagt hast: Das möchte ich haben, wenn ich mal groß bin?
Ja, das war schon so. Unser Tierarzt - wir hatten einen Hund - fuhr in den 60ern einen alten Jaguar. Das hat mich schon damals total fasziniert. Ich habe dann Mitte der 80er als Student mit Anfang 20 einen 180 Ponton von Mercedes Baujahr 1961 gehabt. Aber ich verstehe zu wenig von der Technik und das sollte man, wenn man einen Oldtimer fährt.

Welcher war dein erster Wagen?
Natürlich ein Käfer, aber leider kein Cabrio, das finde ich immer noch wunderschön. Aber man kann ja nicht mehrere Autos fahren, ich habe zwei und das reicht mir. Mein erstes Cabrio war auch mein absoluter Traumwagen zu jener Zeit: ein Saab 900. Den empfinde ich auch heute noch als eines der schönsten Autos, die jemals gebaut wurden. Nach drei, vier Jahren habe ich ihn dann auch gleich noch mal gekauft, und dem folgte dann der Wissmann.

Und welcher Wagen gefällt dir hier in der Ausstellung am besten?
Oh, der Allerschönste ist der Mannheim Roadster, Baujahr 1931. Das passt auch total, denn der war die Nummer 18 in der Ausstellung. Das ist meine Nummer! Die 18 hatte ich früher als Eishockeyspieler schon immer auf dem Rücken, die war auf jedem Wagen und das ist bis heute so geblieben.

Was bedeutet diese Zahl für dich?
Das ist einfach eine Marotte, die mir vom Sport geblieben ist.

Bist du in der Familie mit deiner Liebe zu alten Autos und Cabrios allein, oder wird die von anderen geteilt?
Mein Bruder trägt diese Liebe zu Cabrios mit. Und auch mein Sohn fängt langsam an, der fährt auch lieber mit dem Cabrio als mit dem Wagen, den meine Frau fährt.

Was ist denn dran am Cabrio-Feeling?
Dafür gibt es nur ein Wort: Freiheit! Wenn mir der Wind durch die Haare weht, habe ich das Gefühl von Freiheit. Ich kann hochschauen, hab den Himmel über mir und es ist ein viel direkteres Fahrgefühl, wenn man auch die Geräusche um sich herum hört und die Umgebung riecht....

...und das Schönste ist dann im Frühling den ersten Tag offen zu fahren?
Ich fahre auch im Winter offen, wenn es irgendwie geht! Dicke Lederjacke an, fetten Schal um und dann fahre ich auch bei 0 Grad, wenn die Sonne scheint. Bis mein Sohn geboren wurde, bin ich mit meiner Frau sogar durch Skigebiete offen gefahren. Es war zwar etwas peinlich, aber wir fanden's toll.

Viele Autofahrer haben Vorlieben, was die Farbe ihres Wagens angeht. Wie schaut's bei dir aus?

Mir ist es eigentlich gleichgültig, welche Farbe ein Auto hat, Hauptsache es ist schwarz. Ich weiß, das ist ein alter Spruch. Aber ich bin erst ein Mal davon abgerückt - bei meinem Wissmann, der ist dunkelbraun-metallic.

Bist du ein Fan von Holz im Auto?
Das ist für mich eine reine Design-Frage. Ich finde Holz im Wagen sehr, sehr schön - gerade auch bei älteren Fahrzeugen.

Die alten Autos, in denen du gerade gesessen bist, haben ja teilweise noch Holzlenkräder. Wie fühlt sich das an?
Für mich hat das etwas Britisches. Ich liebe Großbritannien, und wenn ich in solche Autos einsteige, fühle ich mich an die britische Insel erinnert. Vielleicht liegt es an dem Interieur der Pubs dort. Es hat natürlich auch etwas von dieser Handschmiede an sich, denn damals wurde ja noch alles handgemacht. Wenn man dann so ein Holzlenkrad sieht, hat man leicht den Eindruck, es steht irgendjemand da, schmirgelt gerade noch das Holz glatt und lackiert danach noch mal schön, sodass sich ja niemand einen Span einzieht. Es ist wie mit alten Holzkoffern.

"Wenn mir der Wind durch die Haare weht habe ich das Gefühl von Freiheit"

Ich habe mir damals für meinen alten Saab noch extra einen Koffer bauen lassen, den ich hinten mit einem Gepäckträger auf den Kofferraum befestigen konnte. Den habe ich mir in Irland handfertigen lassen und der passte einfach wunderschön zu diesem Auto. Das war

schon ein wirklich verrückter Ire, denn der hat diesen Koffer sogar einem Modell aus den 20er-Jahren nachgebildet.

Ich habe dich für dieses Interview aus den Dreharbeiten gerissen, eigentlich hast du ja gerade richtig Stress.
Ja, ich habe bis vor einer Stunde gedreht und werde in einer Stunde auch wieder am Seit sein.

Wie läuft es denn, seid ihr noch alle glücklich und zufrieden?
Wir haben am 10. Januar wieder angefangen zu drehen und ich bin wirklich mit Magengrummeln zum Set gefahren - aber vor Freude! Da standen schon die Kameraleute, unsere Praktikanten und Aufnahmeleiter und alle waren völlig glücklich, dass wir wieder beieinander sind. Später stand ich mit einem unserer Kameraleute kurz beim Kaffee und sagte: "Du, ich hab' mich richtig gefreut", und er darauf: "Das kannst du dir gar nicht vorstellen, ich genauso, und ich bin schon viel länger in dem Geschäft, aber das hier ist wirklich wie ein Teil der Familie". Und so empfinden wir uns beim Dreh.

Wie lange gibt es "Lenßen und Partner" denn jetzt schon?
Sendestart war der 10. März 2003, also zwei Jahre. Bei uns gibt es auch so gut wie keinen Wechsel, nur Praktikanten kommen und gehen hin und wieder.

Was macht das gute Klima bei euch eigentlich aus?
Wir begreifen uns als ein Team, in dem jeder gleichwertig ist. Es spielt keine Rolle, ob einer Praktikant, der erste Kameramann oder Hauptdarsteller ist.

Welches waren in diesen zwei Jahren die Geschichten, die dir besonders im Gedächtnis geblieben sind?
Das ist gar nicht so genau zu fassen, denn wir haben mittlerweile weit über 300 Geschichten gedreht und es ist schwierig, da eine rauszupicken. Was mir am ehesten im Gedächtnis bleibt, sind besondere Schicksale oder außergewöhnliche Locations. So wie die Geschichte, in der sich ein junger Mann vom Dach eines Hochhauses stürzen wollte. Da war eine sehr gefährliche Situation. Und dann war da die Geschichte, als ein Flugzeug manipuliert worden ist, während ich in einer Flugstunde saß - das war ein Mordanschlag. Es gab aber auch viele weitere Situationen, das sind aber eher Einzelszenen, in denen man ein sehr, sehr intensives Spiel miteinander empfindet, mit den Darstellern oder mit den Detektiven.

In diesen zwei Jahren seid ihr recht bekannt geworden. Welche Reaktionen kriegst du auf eure Fälle?
Ich bekomme viele Rückmeldungen und sehr große Sympathiebekundungen. Was mich immer berührt, sind Kinder, die auf der Straße auf mich zukommen und mir sagen, dass sie die Sendung toll finden. Das macht mich immer ganz still und demütig, und da ist eine große Verantwortung, die wir haben - auch mit den Geschichten, die wir zeigen und wie wir sie darstellen. Ich hoffe, dass wir dieser Verantwort gerecht werden können.

Im März habt ihr den zweiten Jahrestag, wird es eine Feier geben?
Das weiß ich noch nicht, ich gehöre nicht zu denen, die an Geburtstagen hängen. Mich interessiert viel mehr der 500. Fall im Sommer. Das Fernsehgeschäft ist ja heute so kurzlebig, wenn man da 500 Sendungen miteinander geschafft hat, dann ist das ein schönes Erlebnis für das ganze Team. Darum freue ich mich auch so über die Unterstützung, die wir vom Sender erfahren. Für mich ist es ganz wichtig, zu wissen, welche Resonanz wir von er Produktionsgesellschaft und vom Sender bekommen.

Wie äußert sich das?
Indem wir zum Beispiel von Sat1.-Chef Roger Schawinski Anerkennung bekommen, der Unterhaltungschef vom Sender, Matthias Alberti, anruft, oder unser Redakteur beim Sender, ohne den bei uns gar nichts läuft. Heiko Tobis gibt uns Anregungen und fragt, ob wir etwas brauchen, und das ist sehr wichtig für uns, denn so haben wir ständig Feedback.

Was hat sich in den zwei Jahren für dich verändert?
Als wir den Pilotfilm gedreht haben und vielleicht auch noch während der ersten Sendungen , habe ich es zunächst mehr als Abenteuer gesehen. Das war ja ein komplett neues Format und wir haben uns wie eine jugendliche Rockband gefühlt. Als dann dieses positive Feedback kam, waren wir natürlich völlig euphorisch. Und auch wenn die Euphorie heute etwas milder geworden ist - es ist nach der ersten Verliebtheit wie eine Liebe geworden. Für mich persönlich hat sich gar nicht viel verändert, außer, dass mein Gesicht auf der Straße etwas bekannter geworden ist.


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