Interview mit Alexander Hold
am 06. 10. 2003

Radio Sachsen-Anhalt
"Hallo Nachmittag"

Moderator: MDR Radio Sachsen Anhalt, willkommen zum Promiplausch am Montagnachmittag. Ich begrüße heute herzlich Alexander Hold. Schönen guten Tag!

Alexander: Schönen guten Tag!

Moderator: Seit November 2001 fällt Richter Alexander Hold seine Urteile im Fernsehen. Inwieweit hat sich seit dem Ihr Leben verändert?

Alexander: Oh, es hat sich schon einiges verändert. Ich hab mir's nicht so vorgestellt, dass ich überall und immer erkannt werde. Selbst wenn ich irgendwo auf 'nem Berggipfel ankomme passiert's mir, dass die Leute sagen: "Haben Sie nicht ein Autogramm im Rucksack?" Oder wenn ich irgendwo in Südamerika unterwegs bin, heißt's natürlich: "Ich hab Ihre Sendungen gesehen...". Das hat mich schon manchmal sehr gewundert.

Moderator: Nervt es manchmal, wenn Sie grade mit Ihrer Frau einkaufen sind und man will von Ihnen beispielsweise eine kleine Rechtsberatung?

Alexander: Ja, es gibt sicherlich Gelegenheiten, wo man lieber allein wäre und nicht unbedingt bestürmt werden möchte. Das mit der Rechtsberatung , das kenn ich allerdings von früher schon. Als Richter geht's einem nämlich genauso, da weiß ja jeder, man hat ein bißchen rechtliche Ahnung Und oft hab ich sogar erlebt, dass Menschen extra auf den Richter zugekommen sind, obwohl ich wußte, dass sie im Freundeskreis sogar Rechtsanwälte haben, weil sie genau wußten: der Rechtsanwalt stellt sofort 'ne Rechnung und der Richter kann das nicht. Also, da hat sich gar nicht so viel geändert. Aber ansonsten ist das schon so, man wird öfter angegangen. Aber, auch da, glaube ich, geht's mir noch besser als vielen anderen Prominenten. Bei mir ist doch 'ne gewisse Distanz und 'nen Mindestmaß an Respekt meistens da.

Moderator: Also hat es doch einen Vorteil, dass ein Richter eine Autoritätsperson ist?

Alexander: Es ist kein Nachteil.

Moderator: Nun, Sie sind ja nicht nur Fernsehrichter. Sie haben Rechtswissenschaft ordentlich studiert. Gibt es etwas, wo Sie sagen, also, das müßte im deutschen Rechtssystem dringend überarbeitet werden?

Alexander: Oh, es gibt sicherlich vieles, was überarbeitet werden müßte. Im Steuerrecht und im Sozialrecht müßte sehr, sehr vieles geändert werden. Aber grundsätzlich, glaub ich schon, haben wir ein Rechtssystem, das sehr gut funktioniert und um das uns auch ganz, ganz viele Staaten in der Welt beneiden.

Moderator: Sie waren beispielsweise selbst als Straf-, Zivil- und Jugendrichter tätig. Haben Sie da schon mal im Nachhinein gedacht, da warste vielleicht doch zu hart oder zu lasch?

Alexander: Ich glaub, man sollte in dem Moment, in dem man Entscheidungen fällt, 100 %ig davon überzeugt sein, sonst kann man nicht besonders gut schlafen. Natürlich erweist sich's immer mal im Nachhinein, dass 'ne Entscheidung zu hart oder zu weich war. Spätestens dann, wenn der Straftäter das nächste Mal vor einem erscheint und man weis, ach hätt ich vielleicht das letzte Mal den schon 'ne Freiheitsstrafe ohne Bewährung gegeben und nicht noch mal es mit ihm versucht. Aber damit muß man rechnen, das sind immer Prognoseentscheidungen und da kann man eben auch mal falsch liegen.

Moderator: Tja, wie hält es ein rationaler Richter mit Gefühlen? Schließlich ist er ja auch ein Fisch vom Sternbild her. Ist er aber wirklich ein Fisch? Das erfahren wir gleich...

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Herr Hold, Richtern bzw. Juristen sagt man ja generell nach, sie wären eher rationale Menschen, das sie sich ja nicht von Gefühlen leiten lassen dürfen. Wie ist es bei Ihnen, können Sie Ihre Emotionen immer außen vor lassen?

Alexander: Also, sicher ist jeder Mensch auch von Emotionen geleitet. Aber ich bin schon, glaub ich, ein sehr, ein extrem rationaler Mensch, der seine Emotionen auch sehr, sehr gut im Griff hat. Manchmal zum Leidwesen meiner eigenen Frau. Es kommt dann immer mal vor, da sag ich: "Mensch, seid doch nicht immer sooo vernünftig".

Moderator: Waren Sie früher in der Schule auch immer schon vernüftig?

Alexander: (lacht) Das kann man sicherlich nicht so sagen. Jeder hat Phasen im Leben, wo er sehr viel Unvernünftiges tut. Ich sage auch nicht, dass ich jetzt nicht unvernünftige Dinge tue. Das sind zwei paar Stiefel, ob man Vernunft geleitet ist oder ob man dann mal über die Stränge schlägt und dann unvernünftige Dinge tut. Aber die tut man eben auch mit Überlegung.

Moderator: Sie sind im Sternzeichen Fische geboren. Diesen Leuten sagt man nach, sie seien romatisch...

Alexander: Dann bin ich vielleicht doch kein Fisch, sondern eher ein Stockfisch...

Moderator: Ach, (beide lachen) und Fische geborene sind angeblich hingebungsvoll.

Alexander: Das müssen Sie meine Frau fragen.

Moderator: Okay, wie ist die Nummer? Und Fische wären ängstlich.

Alexander: Dann bin ich wieder kein Fisch, dann bin ich vielleicht ein Hai. Also, ängstlich bin ich, glaub ich ganz und gar nicht.

Moderator: Welche leiblichen Sünden sind Ihnen selbst am liebsten?

Alexander: Also, ein schöner Rotwein da bin ich immer dafür zu haben. Ansonsten, beim Essen? Naja, Essen seh ich gar nicht als Sünde...

Moderator: Je nachdem, wieviel man ißt und wie man's verträgt.

Alexander: Ja, ich vertrag einiges, beim Essen mein ich natürlich, nicht vom Rotwein.

Moderator: Natürlich! Da vertragen Sie nicht so viel?

Alexander: Doch, doch (lachen). Ich trink nicht mehr, als ich vertragen kann, meistens...

Moderator: Okay, letzte Frage: Alexander Hold, gibt es einen großen Traum, von dem Sie sagen, den möchte ich mir irgendwann garantiert noch erfüllen?

Alexander: Ne, ich hab eigentlich keinen großen Traum. Ich hab viele, viele kleine Träume, kleine Wünsche. Für den großen Traum, 'ne 12m lange Segelyacht und zwei Jahre in der Welt unterwegs oder so was, das sind nicht meine Träume. Mir gefällt mein Leben sehr, sehr gut, so wie's ist. Ich bin sehr froh, dort zu leben, wo ich lebe und es sind eher kleine Freiräume, die ich mir noch schaffen möchte. Ansonsten fühl ich mich sehr wohl so wie's ist.

Moderator: Dann wünsch ich, dass die kleinen Träume noch wirklich werden.

Alexander: Danke.

Moderator: Alexander Hold, ich bedanke mich ganz herzlich für das Gespräch.

Alexander: Ich bedanke mich...




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