"Mittwoch, 12.09.07"

Der Fall:
Wäschereibesitzer Heiner soll seine Frau Elke eingesperrt und hochgiftigen Dämpfen ausgesetzt haben, woran sie qualvoll erstickte. Elke hatte vor, ihren sadistischen Ehemann zu verlassen. Hat der Angeklagte von ihren Plan erfahren und seine Frau eher umgebracht, als sie gehen zu lassen?

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Seit fünf Jahren arbeitete Martha bei Heiner in der Wäscherei und das mehr als unwillig. Jeden Tag ging sie mit ziemlichen Frust hin und mit noch mehr Wut im Bauch ging sie nach Hause. Ihr Chef Heiner schien es aus tiefsten Herzen zu bedauern, daß die Sklaverei abgeschafft worden war. Von Arbeitsrecht schien dieser Mann noch nie etwas gehört zu haben. Dauernd trieb er sie alle mit einer Stoppuhr in der Hand noch härter an und verkürzte eigenmächtig die Pausen, die er am liebsten allesamt abgeschafft hätte. Wenn eine vor lauter Anstrengung ohnmächtig wurde, lachte er sie höchstens aus und verspottete sie. Und das allerbeste war, sie machten das auch noch alle brav mit. Auch heute platzte Heiner wieder in die Pause und scheuchte alle an ihren Arbeitsplatz. Martha baute sich vor ihm auf, fest entschlossen ihn an das Arbeitsrecht zu erinnern und nebenbei wollte sie ihm auch sonst noch ganz freundlich klar machen, was sie von ihm hielt. Sie hatte auch schon den Mund aufgetan, als eine sehr nervöse Christine sie am Arm packte und mit sich zerrte. "Warum seid ihr eigentlich so verdammt feige" fauchte sie sie im Gehen an. "Schlimmer als jetzt könnte es uns doch gar nicht mehr gehen." "Tja, ich glaube, Du brauchst Dein Gehalt doch noch" erwiderte Christine trocken und wies unauffällig auf Heiners Frau Elke, die sich wie üblich versuchte unsichtbar zu machen "und Liebelein was das schlimmer angeht, Du mußt jedenfalls nicht mit ihm ins Bett gehen wie die arme Elke hier."

Christine wußte über Elkes Ehe mehr als jede andere hier und was Elke ihr in einer schwachen Minute anvertraut hatte, hatte ihr die Haare zu Berge stehen lassen. Seit Elke "Ja, ich will" gesagt hatte, hatte sie rein gar nichts mehr zu wollen. Der gute alte Heiner hielt sie wie eine Leibeigene und kontrollierte jeden Schritt und Tritt von seiner Frau. Wehe, wenn sie nicht genau erklären konnte, was sie getan hatte. Oder wenn sie etwa so etwas Abwegiges wie eine eigene Meinung hatte. Heiner würde seine Frau nie ins Gesicht schlagen, wo man blaue Flecken sehen könnte, die ihm eventuell einen Haufen Ärger bereitet hätten. Nein, er verdrehte der armen Elke die Arme auf den Rücken, bis sie glaubte der Knochen müsse jeden Moment brechen. Einmal hatte er sie sogar in einer Badewanne mit dem Kopf unter Wasser gehalten. Dieser Mann war nicht nur ein Schwein, er war außerdem noch total plemplem und sadistisch. Eindeutig. Seine Ehe hielt ihn auch nicht davon ab, die Hinterteile seiner Angestellten in eindeutiger Absicht zu tätscheln, wie Christine aus leidvoller Erfahrung wußte. Bei ihr hatte er es auch versucht, aber da war sogar die sonst so stille Christine wild geworden und hatte ihm mit Anzeige gedroht. Von da an durfte sie nur die dreckigsten Arbeiten machen. Tja, Sandra Maibaum jedenfalls ließ viel mehr zu als nur Hinterntätscheln und arbeitete jetzt im Büro. Nicht alle waren so mutig wie die Kollegin, die ihren Job postwendend hingeworfen hatte und nur mühsam von Elke davon abgehalten werden konnte, eine Anzeige zu machen. Warum schützte Elke diesen Kerl eigentlich? Christine bügelte weiter wütend die Wäsche, als wäre die für Heiners Verhalten verantwortlich.

Sandra Maibaum hätte am liebsten das Verhältnis mit ihren Chef schon längst abgebrochen. Selbst wenn sie dann wieder Wäsche mangeln mußte. Anfangs hatte ihr es noch geschmeichelt, daß der Chef so interessiert an ihr war. Aber jetzt war sie mit Michael zusammen und sie wollte nur noch Michael. Das Blöde war nur, daß Heiner nicht interessierte, was Sandra wollte und was nicht. Und so hatte er sie kurzerhand damit erpresst, alles Michael zu erzählen. Sie wollte Michael doch nicht verlieren. Sandra machte widerwillig alles mit was Heiner so von ihr verlangte. Sie haßte es. Aber wie sollte sie so schnell wieder an einen Job kommen, der so angenehm war und gut bezahlt wurde. Es schien so, als hätte Heiner sie wirklich alle fest in der Hand.

Im Gegensatz zu Sandra war Martha fest entschlossen ihren Chef die Stirn zu bieten. Als Heiner wieder in den Pausenraum schoß und alle auseinanderstoben wie eine Schar aufgeregter Hühner, blieb sie einfach auf ihren Stuhl sitzen. "Was ist mit Dir, brauchst Du eine Sondereinladung?" "Das ist unsere Pause, die steht uns zu" knirrschte Martha mühsam durch die Zähne. Heiners Gesicht nahm ein auffallendes Purpurrot an. Das hier roch nach Aufstand und konnte nicht geduldet werden. Jedes seiner Hühner hatte zu parieren. Am Ende steckte sie noch alle an und dann war der ganze Betrieb verseucht und er könnte ganz schließen. Inzwischen standen Martha und Heiner Nase an Nase und da heute keine Christine Martha wegzerrte, gewann das Gespräch immer mehr an Lautstärke. Martha, die ihre Wut nicht mehr zügeln konnte, erklärte Heiner sehr genau und detailliert, was sie von ihm hielt. Ihr Geschrei brachte ihre Kolleginen zum Aufhorchen, die Kunden wurden ganz still und hörten zu. Selbst einige Passanten von der Straße trieb es in den Laden. Hier wurde eindeutig etwas geboten. Das Ende vom Lied war, daß Martha ihren Job verlor. "Besser arbeitslos, als mehrere Jahre hinter Gitter wegen Totschlags" erklärte Martha ihren entsetzten Kolleginen als sie ging. "Aber eine Abschiedsparty geb ich noch, da kann sich dieser Tünnes meinetwegen auf dem Kopf stellen."

Elke fand die Kündigung mehr als nur ungerecht. Aber was konnte sie dagegen schon tun. Gar nichts. Die Wahrheit war, daß sie viel zu viel Angst vor Heiner hatte um ihn zu widersprechen. Elke haßte ihre Angst vor ihm, aber sie konnte sie einfach nicht bezwingen. Ihre Tochter Nele sprach schon lange mit Engelszungen auf sie ein Heiner zu verlassen, vor allen Dingen seit sie mitbekommen hatte, wie er Elke 20 Euro aus der Hand geschlagen hatte, die ihre Mutter ihr geben wollte für die Disco. Er hatte ihrer Tochter in seiner liebenswürdigen Art vorgeschlagen für ihn zu arbeiten, wenn sie Geld wolle. Noch jetzt hatte Elke richtig Gänsehaut, wenn sie an den Blick dachte der Heiner Nele zugeworfen hatte. Wie er sie von Kopf bis Fuss gemustert hatte. Elke wollte schon seit langem Heiner verlassen. Sie war mit den Nerven vollkommen am Ende. Er behandelte sie vor anderen Leuten, wie den letzten Dreck und das Schlimme war, langsam glaubte sie das auch zu verdienen. Sie dachte an die mitleidsvollen Blicke eines gemeinsamen Freundes, als er sie während einer Grillparty angebrüllt hatte "Du dumme Kuh, siehst Du nicht, daß mein Glas leer ist. Schwing die Hufe" Und sie war aufgesprungen und hatte sofort gehorcht. Wie immer. Aus der Küche hatte sie ihn sagen hören "Ach was, keine verläßt mich ungestraft....." Ihr Leben war vollkommen ruiniert. Elke weinte und weinte, selbst Nele konnte ihre Mutter nicht trösten. Jetzt hatte Heiner es geschafft, ihre Mutter hatte einen ernsthaften Nervenzusammenbruch. Plötzlich sagte sie etwas, was Nele nie zu hoffen gewagt hätte. "Ich werde Heiner verlassen..." Nur sie würde Geld brauchen.

Martha wollte noch einmal in die Wäscherei um ihre Sachen abzuholen. Außerdem hatte sie einige Flaschen Sekt dabei, denn feiern würden sie, mochte Heiner ruhig vor Wut platzen. Auch Elke hatte versprochen reinzuschauen. Schnell waren alle Frauen zusammengetrommelt und der Sekt floß schäumend in die Gläser "Hoch die Tassen" rief sie fröhlicher als ihr zu Mute war "die Arbeit kann man nur im Suff ertragen" "Und Heiner erst recht" bestätigten die anderen. Sie köpften eine Flasche nach der anderen. Die Stimmung wurde immer ausgelassener. Seltsam das dieser alte Knötter nicht schon längst hier aufgetaucht war, um ihnen allen Feuer unterm Hintern zu machen. Schon ziemlich angeheitert ging Martha auf Toilette. Sie konnte Heiner ausmachen, der ein Ohr gegen eine Türe presste. Anscheinend belauschte er wieder eine beim Telefonieren. Martha dachte daran diejenige zu warnen. Aber dann ließ sie es doch bleiben. Heiner würde bloß bei ihrem Anblick einen seiner Anfälle kriegen. Und dann konnte sie wirklich für gar nichts mehr garantieren. Also war sie froh, daß er sie nicht beachtete und ging bald zurück zu den anderen feiern. Noch hatte keiner bemerkt, daß Elke fehlte.

Nicht nur Martha wollte heute gehen. Auch Elke war fest entschlossen für immer Heiner zu verlassen. Bevor er sie wirklich umbrachte. Denn eins war ihr klar geworden, Heiner würde immer einen Grund finden, ihr die Arme zu verdrehen oder sie unter Wasser zu halten. Heiner mochte Elke für dumm halten. Aber sie war noch lange nicht dumm genug um bei ihm zu bleiben. Den ganzen Tag, wenn Heiner sie beleidigte oder umherscheuchte, konnte sie nur daran denken, daß sie bald frei sein würde. Sie hatte 5000 Euro zusammengespart, die sie hier im Spind versteckt hatte. "Schrei Du nur, sag mir wie dumm ich bin, daß ich nichts wert bin" dachte sie kalt, "bald werde ich nicht mehr da sein um mir das anzuhören." Sie würde ein ganz neues Leben anfangen. Ein Leben, in dem sie keiner mehr beschimpfen oder gar verletzen durfte. Das würde sie niemals mehr mitmachen. Heimlich rief sie Nele an und erzählte ihr von ihren Plan und von dem Geld. Sie konnte nicht wissen, daß Heiner an der Tür lauschte und so alles erfuhr. Für einen Mann, der sonst gleich losbrüllte, blieb er erstaunlich ruhig. Niemand verließ ihn unbestraft. Niemand.

Als die Party am fröhlichsten war, schickte Heiner Elke in den Lagerraum. Alle hatten gewußt, daß Heiner ein Tyrann war, der jeden das Leben zur Hölle machte. Aber das hier hätte ihm niemand zugetraut. Er sperrte den Raum hinter Elke ab. Vor längerer Zeit hatte Heiner Flußsäure bestellt um die Fassade zu reinigen. Er hatte jeden darauf hingewiesen, die Finger davon zu lassen. Aus gutem Grund. Die Säure war hochgiftig und Elke war nun bei der ausgekippten Flussäure. Die Säure war hochätzend und Elke konnte nicht mehr ohne Schmerzen atmen. Bald bekam sie gar keine Luft mehr. Sie sollte qualvoll ersticken. Zu spät bemerkte Christine, daß Elke nicht mehr da war. Die Tür zum Lagerraum konnte sie nur mit roher Gewalt öffnen. Sie sah Elke liegen und begann nach Hilfe zu schreien. Sie wußte gleich, daß es für Elke keine Hilfe mehr geben würde.


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