"Samstag, 17.03.07"

Der Fall:
Der Altenpfleger Roland ist angeklagt, das Vertrauen der 68-jährigen Anna Landberg erschlichen und sie dann im Schlaf mit einen Kopfkissen erstickt zu haben. Tötete der Altenpfleger, weil er sich das Vermögen der alten Frau unter den Nagel reißen wollte? Oder wurde die alte Frau Landberg Opfer eines Familiendramas?

--------------------------------------------------------------------


Roland Festner arbeitete gerne als Altenpfleger, besonders wenn seine Schützlinge so nett wie Frau Landberg waren. Mit den meisten von ihnen kam er auch gut aus, aber ausgerechnet die sonst so liebe Anna Landberg war auf die merkwürdige Idee verfallen zu Ostern ihre drei Kinder Leonie, Rita und Gabriel einzuladen und ihnen vorzumachen, daß sie eine tödliche Krankheit hätte und bald sterben müsse. Das war ja noch nicht alles. Sie hatte ihn gebeten die meisten Räume des Hauses zu verwanzen, um in aller Ruhe die Reaktionen ihrer Kinder studieren zu können. So wollte sie herausfinden, welches sie wirklich liebte und entsprechend wollte sie das in ihrem Testament honorieren. Eine Schnapsidee war das. Roland befürchtete, daß Anna dabei Dinge zu Ohren kamen, die eine liebende Mutter besser nicht hören sollte. Außerdem machte er sich Sorgen um Leonie, mit der er zusammen war, wie sie das verkraften würde. Seines Wissens war sie die einzige, die ihre Mutter wirklich liebte.Roland mochte Anna Landberg wirklich und er hoffte, daß ihr Weltbild nach diesem Wochenende nicht allzu erschüttert war. Aber er bezweifelte es stark.

Besondere Feiertagsfreude kam an diesen Karfreitag bei der Zusammenkunft von Familie Landberg wirklich nicht auf. Mit sinkenden Mut sah Anna auf ihre Töchter, die sich wie eh und je giftige Blicke zuwarfen. Ihr Sohn Gabriel saß reichlich übernächtigt an der Familientafel und wirkte eher abwesend. Was hatte sie eigentlich falsch gemacht? Geschwister sollten zusammen halten, aber ihre beiden Prinzessinnen versuchten sich schon von Kindesbeinen an die hübschen Augen auszukratzen und auch jetzt wirkten sie so, als könnten sie sich nur mit Mühe davon abhalten sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Gabriel war kein schlechter Kerl, aber er schlug genau nach seinen Vater, der auch ein Abenteurer war. Nicht gerade jemand auf den man sich verlassen konnte.Nun, wenn alles so lief wie sie es sich vorgestellt hatte, würde sie nach diesen Wochenende endgültig wissen, wer sie wirklich liebte. Es gab kein Zurück. Sie hatte diesen Moment mit Roland oft geübt. Mit leidender Stimme erklärte sie ihren Kindern, daß sie leider eine unheilbare Krankheit hätte und das dies wahrscheinlich das letzte gemeinsame Wochenende sein würde. Nun, die Würfel waren gefallen.

Im ersten Moment war es so still, als wäre eine Granate auf den festlich geschmückten Tisch gefallen. Roland studierte die Gesichter der Geschwister. Leonie hatte wie erwartet Tränen in den Augen. Er nahm ihr das auch wirklich ab. Leonie war oft hier und erwartete keine Gegenleistung fürs Einkaufen oder für sonstige Hilfeleistungen. Sie hing wirklich sehr an ihrer Mutter. Rita dagegen kannte an erster Stelle nur sich und dahinter kam nochmal sie und dann kam dahinter noch lange gar nichts mehr. Wenn Rita hier auftauchte konnte man sicher sein, daß sie dringend Geld brauchte. Bei Gabriel war er nicht so sicher, wie der reagieren würde. Das meiste von seinen Erbe hatte er schon ausgezahlt bekommen. Das hier konnte zu nichts gutem führen. Warum hatte er nicht nochmal versucht der alten Frau Landberg das alles auszureden? Er wünschte sich das Ende dieses skurilen Osterfestes herbei. Seine Stimmung paßte hervorragend zum Karfreitag.

Rita Landberg haßte Familienfeiern. Wie befürchtet war dieses genauso öde wie alle anderen zuvor auch. Aber bei den Worten "unheilbare Krankheit" merkte sie innerlich auf. Jetzt versprach es interessant zu werden. Ach wie reizend, das Goldkind Leonie war kurz davor in Tränen auszubrechen. Aber die war schon immer der Liebling ihrer Mutter gewesen. Rita hatte schon immer das Gefühl gehabt zu kurz zu kommen. Leonie und Gabriel hatten zusammengehalten und irgendwie war sie immer die Blöde gewesen. Aber dieses Mal würde sie ihren Anteil kriegen, dafür würde sie schon sorgen. Mit wem konnte man vernünftig reden? Mit Leonie bestimmt nicht, die würde beschäftigt sein sich bei ihren Freund Roland die Augen auszuplärren. Mit Gabriel hingegen konnte sie vielleicht reden, der war zwar nicht der Schlaueste aber Geld konnte der auch gut brauchen. Im übrigen war das keine schlechte Kombination. Über den baldigen Tod ihrer Mutter dachte sie kaum. Sie war eher interessiert daran, daß mit dem Erbe bald zu klären. Sie wußte auch schon, wie sie das Geld anlegen würde.

Rolands schlechtes Gefühl steigerte sich immer mehr. Wenn die alte Frau Landberg doch nicht so stur wäre, aber jetzt konnte er ohnehin nichts mehr rückgängig machen. Und es kam genauso wie er sich das im Vorfeld ausgemalt hatte. Rita teilte sich jetzt schon mit ihren Bruder das Erbe auf und dabei versuchte sie soviele Vorteile für sich zu schaffen wie möglich. Kurzum Rita kümmerte der "baldige Tod" ihrer Mutter herzlich wenig, denn sie war viel zu sehr damit beschäftigt ihren Bruder recht fachmännisch über den Tisch zu ziehen. Roland hatte großes Mitleid mit Anna Landberg, die so ungeschminkt den Tatsachen ins Gesicht sehen mußte. Fassungslos hörte Anna Rita zu, wie sie mit ihren Bruder um das Geld stritt, genau wie sie damals als Kind ihn schon immer alles wegnehmen hatte wollen. Womit hab ich das nur verdient, dachte sie. Dann als einziger Lichtblick Leonie. Leonie weinte sich die Augen aus dem Kopf. Dieses Mädchen liebt mich wirklich dachte sie und fühlte sich etwas getröstet. Leonie würde ihre Haupterbin werden.

Nebenbei erfuhr Roland, daß Gabriel Schwarzgeld besaß, daß sich in seiner Disco hinter dem Van-Gogh-Bild in einen Safe, der sich mit dem Code 6-7-12-9 öffnen ließ. Eigentlich verdiente Gabriel soviel Geld gar nicht und er konnte seinen Geschäftsfreund doch gerne die Arbeit abnehmen, das Geld verschwinden zu lassen. Mit dem Wissen, daß Gabriel wohl kaum den Diebstahl von Schwarzgeld anzeigen konnte, fuhr Roland während des Sonntagsfrühstückes zur besagten Disco und ließ das Schwarzgeld in sein Schließfach am Bahnhof verschwinden. Sein schlechtes Gewissen beruhigte er damit, daß Gabriel ein kleiner Denkzettel gut zu Gesicht stehen würde. Wieder im Haus bat ihn Anna Landberg Zeuge zu sein, wie sie das Testament verfaßte. Sie ließ ihn das Testament auch auf Video verfilmen. Auf dem Band dankte sie Leonie dafür, daß sie sich immer um sie gekümmert hatte und erklärte Rita und Gabriel warum sie nur den Pflichtteil bekamen. Gegen Ende bat sie die Mädchen sich doch zu vertragen, auch wenn sie in Wirklichkeit wußte, daß sie das niemals tun würden. Roland schenkte sie aus lauter Dankbarkeit 60.000 Euro, die schon in einen Kuvert bereit lagen. Mit sehr schlechten Gewissen klärte er zumindestens Leonie über alles auf.

Anna Landberg war trotz ihres schweren Rheumas eigentlich eine gesunde Frau, die ihr Leben noch hätte genießen können. Aber das Wissen, daß Leonie die Haupterbin sein sollte und sogar der Pfleger auch noch 60.000 in den Rachen gestopft kriegen sollte, änderte alles bei Rita. So ganz nachvollziehbar war es wohl nicht, was in ihr vorging, als sie ihrer eigenen Mutter das Kissen auf das Gesicht preßte, als diese schlief und sie damit erstickte. Aber Rita sah seelenruhig zu wie man Roland Festner deswegen verhaftete. Der hatte seine liebe Mühe dem ermittelnden Staatsanwalt Lucas zu erklären, wie ein Pfleger der 1.400 Euro im Monat verdiente, zu einen Schließfach mit 85.000 Euro kommen sollte. So ganz glaubhaft klang die Geschichte mit dem Sparen nicht, der Richter Hold machte ihn darauf aufmerksam, daß er dann wenigstens die Hälfte seines Gehaltes hätte sparen müssen. Erschwerend hinzu kam, daß eine weitere Belastungszeugin Frau Ethmann sich gemeldet hatte, um deren Mutter er sich auch gekümmert hatte. Alarmiert durch den Zeitungsartikel war sie felsenfest der Meinung, daß er auch ihre Mutter getötet hatte. Auch Frau Ethmann hatte ihm Geld geschenkt, aber doch auch nur freiwillig und es war auch nicht seine Schuld gewesen, daß sie zwei Tage danach gestorben war. Wenn Leonie nicht das Videoband mit dem Testament auftreiben konnte sah es wirklich düster aus.


cocosgirl




 

 © richter-alexander-hold-fanpage.de