| "Mittwoch, den 15.03.06" Der Fall: Als Sven herausfand, daß seine Frau ihn
                                    betrogen hatte und ein Kind von einen anderen Mann erwartete,
                                    soll er die Bremsschläuche seines Motorrades durchtrennt
                                    haben. Seine Frau verunglückte und verlor bei dem Sturz
                                    ihr Kind. Karin behauptet von Sven schwanger gewesen zu
                                    sein.
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 "Ullrich, komm bitte vom Fenster weg." Gabriele
                                    versuchte nun schon seit einer längeren Zeit ihren Mann
                                    vom Schlafzimmerfenster wegzuholen und klang schon reichlich
                                    resigniert. Langsam kam sie sich vor wie eine Schallplatte,
                                    die einen Sprung hatte. Aber Ullrich registrierte sie kaum
                                    und Gabriele konnte schon die Wut ihres Mannes verstehen.
                                    Ihre Nachbarn, die Wächters, gaben sich wieder die Ehre
                                    und ihre Party dauerte mal wieder Stunden. Svens muntere
                                    und vor allen Dingen sehr laute Freunde schienen auch heute
                                    kein Ende zu finden. Niemand schien es zu interessieren,
                                    daß es tatsächlich Menschen gab, die die Nacht um zu schlafen
                                    nutzten und nun stand ihr Ehemann am Fenster und beobachtete
                                    das Treiben mit wütender Miene. Gabriele seufzte, denn
                                    er war auch nicht leise. In regelmäßigen Abständen konnte
                                    man ihn wüten hören. "dies war immer ein respektables
                                    Viertel, nicht zu glauben.... unserereins muß hart arbeiten
                                    und der, was tut der eigentlich.... Radaubrüder...."
                                    Natürlich konnte Sven Wächter ihn nicht hören, Gabriele
                                    konnte es durchaus und wünschte sie sich nur eines, das
                                    ihr Mann ins Bett kam und sie vielleicht doch noch trotz
                                    Lärm schlafen konnten. "Du weißt schon, daß Du morgen
                                    um drei wieder raus mußt, Schatz" gurrte sie. Das
                                    war Stichwort für Ullrich. "Allerdings" schnappte
                                    er "und jetzt hole ich die Polizei." Sie verdrehte
                                    im sicheren Dunkel der Nacht die Augen. Das wäre dann nämlich
                                    bereits das fünfte Mal.
 
 Die Polizei rückte dann auch pflichtschuldigst an und sorgte
                                    rasch für Ruhe. Sie waren sehr schnell an Ort und Stelle,
                                    denn die Adresse war ihnen ja nicht unbekannt. Sven Wächter
                                    war auch sofort klar, wem er die Anzeige zu verdanken hatte
                                    und war nicht zu schüchtern ein paar rüde Grüße Richtung
                                    Rodenbach zu schleudern, lautstark unterstützt von seinen
                                    ziemlich alkoholisierten Freunden, was das Verhältnis der
                                    beiden Parteien auch nicht verbesserte. Ullrich Rodenbach,
                                    der dank Wächters schon länger nicht mehr geschlafen hatte,
                                    war nahe dran seinen lieben Nachbarn einen Besuch abzustatten.
                                    Die Polizeibeamten schienen dies zu spüren und nötigten
                                    beide Parteien zurück in ihre Wohnungen. Doch so ganz ohne
                                    Antwort sollte Wächter nicht sein, "wir sehen uns
                                    vor Gericht wieder" brüllte Ullrich ehe der Beamte
                                    ihn glücklich zurück zur Wohnung eskortierten. Mittlerweile
                                    war es zwei Uhr geworden und Ullrich war viel zu wütend
                                    um einschlafen zu können. Trotz allen drei Uhr klingelte
                                    der Wecker und scheuchte ihn gnadenlos aus dem Bett heraus.
                                    Wütend dachte er an Sven Wächter, der jetzt bestimmt seinen
                                    Rausch ausschlafen konnte. Noch an dem Tag würde Wächter
                                    anzeigen und er würde ihn vor Gericht zerren.
 
 Im ganzen Gezeter ging eins völlig unter: Matthias Rodenbach,
                                    der Sohn von Gabriele und Ullrich war hoffnungslos verliebt
                                    in Karin Wächter. Seine Eltern bemerkten dies nicht und
                                    selbst wenn es ihnen jemand gesagt hätte, hätten sie nur
                                    gelacht. Unser Sohn verliebt sich nicht in so eine Person,
                                    wäre die Antwort gewesen. Sven war da viel argwöhnischer.
                                    Er war schließlich nicht dumm und hatte Augen im Kopf.
                                    Wie dem Bengel da die Augen aus dem Kopf gefallen waren,
                                    als Karin im Garten oben ohne sich sonnte. Konnte ihm keiner
                                    was anderes erzählen, schließlich war er auch mal siebzehn
                                    gewesen. Aber für Matthias existierte Sven irgendwie nicht,
                                    er dachte Tag und Nacht an Karin und bald wußte jeder seiner
                                    Kumpel von der freiwilligen Feuerwehr, daß er ziemlich
                                    scharf auf Karin war. Natürlich war es viel mehr als nur
                                    das. Er wollte sie kennenlernen, mit ihr zusammen sein.
                                    Aber irgendwie fehlte die Gelegenheit sie anzusprechen
                                    und so beschränkte sich Matthias weiterhin darauf von ihr
                                    zu träumen. Sven sah Matthias nicht als Bedrohung an. So
                                    ging alles weiter seinen gewohnten Gang und niemand konnte
                                    wissen, daß es schließlich dann doch ernst wurde.
 
 Entgegen von Ullrichs Meinung gehörte Sven doch der arbeitenden
                                    Bevölkerung an. Am 24.10 ging er auf Montage, die bis zum
                                    2. November andauern sollte. Karin war kein Kind von Traurigkeit
                                    und sie sah auch nicht ein jeden Tag das Haus zu hüten.
                                    "Da kennt mich doch jeder" dachte sie trotzig.
                                    Am 28.10 fiel ihr dann endgültig die Decke auf dem Kopf
                                    und sie beschloß auszugehen. Da sie nicht gerade unter
                                    das Register Mauerblümchen fiel, wurde sie auch sehr schnell
                                    auf einen Junggesellenabschied eingeladen - auf einen kleinen
                                    Sekt. Alles wäre ja in Ordnung gewesen, wenn es bei dem
                                    kleinen Sekt geblieben wäre. Aber beim Sekt blieb es nicht
                                    und bald wahr Karin ziemlich heiter dann angeheitert, dann
                                    war sie ziemlich betrunken. Wer drückte ihr eigentlich
                                    immer wieder neue Gläser in die Hand? Karin war das egal,
                                    die Gläser waren bald leer um bald wieder voll zu sein.
                                    Bald tanzte alles vor ihren Augen, wo konnte man sich festhalten.
                                    Ah ja, der süße Bengel von nebenan. Karin schlang sich
                                    um Matthias, der sein Glück kaum fassen konnte. Bald tanzten
                                    beide mehr als innig und Karin fand, das war der richtige
                                    Zeitpunkt um Matthias einen langen und intensiven Kuss
                                    zu verpassen. Matthias war mehr als glücklich und alles
                                    sie herum johlte begeistert.Die Party hatte seinen Mittelpunkt
                                    gefunden. Karin konnte nicht wissen, daß dieser schicksalsträchtige
                                    Moment von einer Videokamera aufgefangen wurde. Der mutig
                                    gewordene Matthias fand die Gelegenheit mehr als günstig
                                    um Karin "nach Hause zu bringen". Freudestrahlend
                                    verließ er mit Karin den Stiefel. Das es schon weit nach
                                    23 Uhr war und er eigentlich schon längst zu Hause sein
                                    sollte, störte ihn schon längst nicht mehr. Heute nacht
                                    würde er nicht allein im Bett liegen und nur von Karin
                                    träumen.
 
 Statt 23 Uhr kam Matthias am anderen um sechs Uhr morgens
                                    nach Hause zu seinen Eltern, die ihn schockiert und brüskiert
                                    anstarrten. "Was grinst Du so Junge" polterte
                                    sein Vater, "wo bist Du gewesen." Gabriele hatte
                                    da eher ein Auge für das Wesentliche. "Warum trägst
                                    Du Deinen Pulli verkehrt rum" fragte sie merkwürdig
                                    ruhig. Ullrich starrte eine zeitlang vor sich hin um dann
                                    eins und eins zusammen zu zählen. "Was hast Du gemacht,
                                    Junge" fragte er mit gefährlich leiser Stimme. Matthias
                                    war nicht in der Stimmung zu antworten, stattdessen lächelte
                                    er nur entrückt und antwortete recht ausweichend. Beide
                                    Elternteile sahen sich betroffen an und schließlich nach
                                    einen längeren Verhör, gestand Matthias seinen Eltern,
                                    was sie auf gar keinen Fall hatten hören wollen. Das er
                                    mit Karin Wächter geschlafen hatte.
 
 Karin hatte nur eine nebelhafte Erinnerung an die Nacht
                                    und einen höllischen Kater dazu. Bald besuchte sie recht
                                    häufig die Toilette. Zuerst schob sie es auf den Kater,
                                    aber auch der schlimmste Kater hatte ja mal ein Ende. Eines
                                    Tages wurde ihr klar, daß sie schwanger war. Diese Tatsache
                                    schob sie nicht zwangsläufig auf Matthias zurück. Tatsache
                                    war aber, daß der Zeugungstag auf den 28.10 berechnet wurde.
                                    Ein Tag an dem Sven gar nicht da war. Sven war kein Ass
                                    in Mathe. Aber er wußte genau, daß er an dem Tag auf Montage
                                    gewesen war. Es war kein schöner Anblick, wie er mit blutrotem
                                    Gesicht in der Küche stand und den Mutterpass zerriss.
                                    Sein Wutgeschrei durchdrang sämtliche Mauern. Nur Karin
                                    wurde dummerweise davon nicht wach, die schlief weil ihr
                                    übel war. Aber ein zornbebender Sven, der sie unter wütenden
                                    Flüchen wachrüttelte, weckte sie rasch auf. Unter den zahlreichen
                                    Beschimpfungen verstand sie, daß er allen Grund hatte die
                                    Vaterschaft anzuzweifeln. Nur drückte er es weniger vornehm
                                    aus und daß er nach drei Kurzen nach Alkohol stank, machte
                                    ihn auch nicht gerade vertrauenserweckend. Zum ersten Mal
                                    hatte Karin richtig Angst vor Sven.
 
 Matthias Eltern hatten das Gebrüll natürlich mitbekommen,
                                    bei den dünnen Wänden war es nicht zu vermeiden. Was war
                                    wenn Sven herausbekam, daß Matthias der Vater war? Die
                                    ganze Nacht saßen beide zusammen und besprachen die Möglichkeiten.
                                    Angenommen sie würden für das Kind aufkommen müssen. Angenommen
                                    sie würden es aufnehmen müssen. Was würde aus Matthias
                                    Zukunft werden. Außerdem bezweifelten sie stark, daß man
                                    mit Sven vernünftig würde reden können, dem Gebrüll nach,
                                    was sie gehört hatten. "Geh und find heraus was er
                                    weiß." Unter den Vorwand Müll wegzubringen, rannte
                                    Gabriele rasch aus dem Haus um dann Ullrichs schlimmsten
                                    Befürchtungen zu bestätigen. Sven wußte, daß das Kind nicht
                                    von ihm war.
 
 Matthias traf an diesen Morgen auf Sven, der mit einer
                                    ziemlichen Alkoholfahne auf seine Wohnung zusteuerte. Er
                                    war schlimm verdreckt, weil er öfters umgefallen war und
                                    er lallte, während er eine Brötchentüte fest umklammerte.
                                    Matthias musste ihn festhalten sonst wäre er nochmal umgefallen.
                                    " Nichts als Ärger mit den Weibern" murmelte
                                    er. Plötzlich spürte er den Wunsch nach menschlicher Nähe
                                    "Will doch nur eine zweite Chance," heulte er
                                    und klammerte sich fest an Brötchentüte und Matthias. Keiner
                                    von den beiden wußte, was Matthias Vater getan hatte. Ullrich
                                    Rodenbach hatte das Schloß mit einen Draht aufgemacht und
                                    schließlich die Bremsschläuche vom Motorrad zu durchtrennen.
                                    Jeden Sonntag besuchte Karin ihre Mutter im Altenheim und
                                    er wußte, daß das Auto des Ehepaares in der Werkstatt war.
                                    Karin sollte an diesen Sonntag das Motorrad nehmen. Aber
                                    nach einer Kurve konnte sie nicht mehr bremsen und stürzte.
                                    Während sie noch flog, dachte sie das das jetzt das Ende
                                    war. Sie starb nicht. Doch ihr ungeborenes Baby sollte
                                    den Sturz nicht überleben.
 
 cocosgirl
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